Schulchronik 1951/52

Schuljahr 1951/52 
  
Schulbeginn:
 
Das Schuljahr 1951/52 beginnt am Montag, 1. September.
An diesem Tag haben sich alle Schüler um 9 Uhr in den Klassen einzufinden.
  
Klassenverteilung:
 
1.Klasse: Lehrerin Hellmann (1. Schj.)
2. Klasse: Oberlehrer Kargruber (2. Schj.)
3.Klasse: Lehrerin Haas Elfriede (3. und 4. Schj.)
4. Klasse: Lehrer Strunz Johann (5. – 8. Schj.)
 
Religionsunterricht Dechant Merth: 6 Wochenstunden
weiblicher Handarbeitsunterricht: Handarbeitslehrerin Mayrhofer. 4 Wochenstunden (4. Klasse)
In der 2. Klasse (1 Stunde) erteilt Lehrerin Hellmann und in der 3. Klasse (3 Stunden) Lehrerin Haas den Handarbeitsunterricht.
  
Schülerstand : 


Klasse

Schulst.

Knaben

Mädchen

 

Summe

I.

1.

10

10

 

20

II.

2.

16

12

 

28

III.

3.

9

10

19

47

4.

15

13

28

IV.

5.

15

9

24

53

6.

4

5

9

7

3

8

11

8.

4

5

9

 

 

76

72

 

148


Neu eingetreten:           Dorner, Spreng Walter
148 Schüler + 2 Schüler = 150 Schüler
Wieser Adolf, Müllner Marianne, Schmutzer Marie (alle 8. Schulstufe) widerruflich beurlaubt (Bezirksschulrat)
2., 3. 4. Klasse ungeteilter Vormittagsunterricht
1. Klasse Nachmittagsunterricht
 
Lesebücher:
 
Neu eingeführt wurden anstelle der Lesehefte für das 5. Schuljahr das Lesebuch „Buntes Leben“, für das 6. – 8. Schuljahr das Lesebuch „Heimat und weite Welt“.
 
Lehrerbibliothek:
 
Für die Lehrerbibliothek wurden angekauft:
Hugo Hantsch „Geschichte Österreichs“ 2 Bände
Dr. Ludwig Battista „Die österreichische Volksschule“
Dr. Ludwig Lang „Landschule und ländliche Erziehung“
Scheibenpflug „Buntes Leben um uns“

 
Schulhaus:
 
Während der Ferienzeit wurden im Schulhaus keinerlei Arbeiten (Fenster Wetterseite Reparatur und Streichen, Ausweißen der Klassenzimmer….) vorgenommen, da die Gemeinde 10 000 S für den Schulbau (Hauptschule) in Pöchlarn zu bezahlen hatte und der Ankauf und Bau des Hauses 62 für die Ärztewohnung der Gemeinde 200 000 S kostete.
Nur am Schulbrunnen  wurde beim Abwasser ein neuer Aufnahmeschacht errichtet (Kosten: 350 S).

 
Kartoffelkäfer in Erlauf:
 
Während im Jahre 1950 in Erlauf ein einziger Coloradokäfer (Suchtage, an denen sich auch die Schüler der Oberstufe beteiligten) aufgefunden wurde, war heuer dieser Schädling auf unseren Feldern kein seltener Gast. Man Fand Kartoffelkäfer, eine menge Larven und viele der Eiablagen. Die Felder, in denen man Kartoffelkäfer vorfand, wurden desinfiziert.

 
Genossenschafts-Molkerei in Erlauf - Jubiläum 1925 - 1950:
 
Die Molkerei in Erlauf feierte am 25. August des 25-jährige Bestandsjubiläum.
Seit der Gründung der Molkerei hat dieselbe einen mächtigen Aufschwung erlebt.
Mitglieder: ?
Tagesmilchanlieferung: ?
Durch Zu- und Ausbau des Gebäudes, durch Neuanschaffung modernster und größerer Maschinen…. wurde dieser Betrieb zu einem der größten und mustergültigen Betriebe Niederösterreichs ausgebaut.

 
Goldene und diamantene Hochzeit in Erlauf:
 
Zwei seltene Feiern hatten wir am 25. August und am 12. September dieses Jahres erlebt.
Schuster Vinzenz, Ehrenbürger von Erlauf, langjähriges Ortschulratsmitglied und Gemeinderat, feierte das Jubiläum der goldenen
und Knittl Leopold das der diamantenen Hochzeit.
Beide brautpaare wurden seitens der Gemeinde, der Pfarre und der Bevölkerung geehrt.
Landtagsabgeordneter Stangler überbrachte den Hochzeitern Knittl ein Diplom der nö. Landesregierung. In einer nachträglichen Feier im Gemeindeamt wurden sie geehrt und beglückwünscht.
Bezirkshauptmann-Stellvertreter Dr. Ehrenberg, Bürgermeister ÖR Simoner, Dechant Merth und Altbürgermeister Stangler hielten Ansprachen. 


Knittl Leopold

geb. 1866

getr. 1891

gest. 1952

Knittl ?

geb. 1868

getr. 1891

 



Schuster Vinzenz

 

getr. 1901

 

Schuster Marie

 

getr. 1901

 


Beide Hochzeitsjubelpaare erlebten diesen schönen Feiertag in voller Rüstigkeit und Gesundheit.

 
Erntedank 1951:
 
Die vielfach sommerlich schönen Herbsttage waren ein schöner Ausklang des gesegneten Jahres. Heu und Futter in Menge und bester Qualität, Getreide und Stroh nach Wunsch, Erdäpfel reichlich und gesund und – Zuckerrübenernte – ein Rekord. Mostobst, besonders Birnen, im vollen Überfluß.
Kein Wetterschaden, kein Brand im Umkreis.
Die Preise der Frucht für den Landwirt auf alle Fälle sehr zufrieden stellend.
Keller und Stadel angefüllt mit all dem Guten, so daß der Erntedank beim Gottesdienste vom Herzen kommen mußte.

 
Lehrerwechsel:
 
Da Frau Lehrerin Pirringer Anna bei der Bewerbung um eine definitive Lehrstelle diese Stelle in Erlauf erhielt, trat sie über Weisung des Landesschulrates für Niederösterreich den Dienst an unserer Schule am 21. November dieses Jahres an.
Provisorische Volksschullehrerin Haas Elfriede ging über Auftrag des Bezirksschulrates an die Schule nach Pöchlarn ab.
Volksschullehrerin Pirringer übernahm die 3. Klasse (3., 4. Schulstufe).

 
Wetter:
 
Außerordentlich milde war das Wetter noch im Monate November. Während es im Norden und Süden Italiens und auch in Frankreich und England stürmte und ununterbrochen regnete (Überschwemmung in der Poebene, 200 000 Flüchtlinge!), erfreuten wir uns der schönsten, ja manchmal spätsommerlicher Tage.
Blumen und Gemüse in den Gärten gab es da und dort noch. Am 2. Dezember !! brachte ich blühende Blumen heim: Hahnenfuß und Gänseblümchen, Glocken- und Flockenblume, Thymian, Schafgarben und Kamillen, Kornblumen und Rotklee, Wiesensalbei, Kuhblumen und bunte Taubnesseln…..
Im Garten der Schule sind noch rote, reife Himbeeren. Eine Schülerin aus Niederndorf brachte ein wunderschönes Sträußchen Gartenveilchen zur Schule. Neben blühenden Chrysanthemen gab es vereinzelt Nelken und Rosen.
Auf alle Fälle für diese Zeit – abnormale Witterungsverhältnisse.

 
Nikolausfeier:
 
Am 6.12. beschenkt Nikolaus 50 Schüler der 1. und 2. Klasse.

 
Weihnachten 1951:
 
Die Christbaumfeier stand den vorhergegangenen in keiner Weise nach. Es gab ein schönes Weihnachtsspiel, das allgemein sehr gefiel (Gasthaus Böhm), und dank der gebefreudigen Eltern war die Bescherung (Schulhaus) eine außergewöhnlich reiche.
Wenn alle Schulen den Kindern dieselbe Weihnachtsfreude bereitet haben wie unsere Schule unseren Schülern, dann ist der ersehnte Weihnachtsfriede wirklich im ganzen Lande vorhanden gewesen.

 
Weihnachtsferien:
 
Weihnachtsferien vom 23.12 bis 7.1. (14 Tage).
 
Wetter:
 
Erst am 21.I. zieht der Winter ins Land.
Rodel- und Skisport hält bis 20.II. an.
 
Revision des Lehrplanes:
 
An den Vorarbeiten zur Revision des Lehrplanes an den Volksschulen nimmt auch unser Lehrkörper regen Anteil.
 
Schulen:
 
Es sei auch in unserer Chronik Nachstehendes festgehalten:
Seit 1945: 627 Millionen für Schulbauten
386 Schulen wurden wiederaufgebaut, 327 neu errichtet, an 181 Schulen wurden Erweiterungsbauten vorgenommen.
1950:   4400 Volksschulen mit 672 000 Schülern, 19 334 Lehrpersonen
              684 Hauptschulen mit 184 000 Schülern
1948/49: 701 186 Schüler Höchststand
1950:   insgesamt 27 856 Pflichtschullehrer
„Eine solche vorbildliche Leistung hat es seit dem bestehen des Reichs-Volksschulgesetzes in Österreich nicht mehr gegeben.“ (Im Rechenschaftsbericht des Unterrichtsministers)
Eine andere (allerdings recht traurige) Statistik sagt:
18 % aller Schulbesucher = 153 000 Kinder sind Waisen.
128 656 haben keinen Vater.
Hier hat der Krieg eine ganz empfindliche Lücke hinterlassen.
 
Inspektion:
 
Am 1. Februar 1952 wurde die Schule von Herrn Bezirksschulinspektor Regierungsrat Hammer inspiziert.
Ein kurzer Besuch wurde ihr am ? zuteil.
 
Pummerin:
 
Am 25. April 1952 gab es ein besonderes Erlebnis für Jung und Alt. Die „Pummerin“ zog von Linz kommend durch unsere Ortschaft. Eine dichte Menschenmenge zu beiden Seiten der Straße erwartete die „Königin“.
5 Minuten Aufenthalt war im Reiseplan vorgesehen. Herr Pfarrer Merth begrüßte sie und Herr Bürgermeister hieß sie bei uns willkommen. Diese mächtige Glocke für den Stephansdom in Wien bestimmt beeindruckte alle.
Gewicht: 21383 kg; in St. Florian gegossen, von Oberösterreich gespendet
 
Erstkommunion:
 
Nach vielen Jahren wurden die Erstkommunikanten (Christi Himmelfahrt 22. Mai) wieder in der Schule bewirtet. Die „Tafel“ durfte sich sehen lassen – es wurde das Beste geboten.
 
Unfälle durch Sprengkörper:
 
Immer wieder wird die Schuljugend eindringlichst auf die schweren Unglücksfälle durch Sprengkörper insbesondere Handgranaten, die immer wieder aufgefunden werden, aufmerksam gemacht und belehrt. Totenkopf-Bilder in den Klassen mahnen und sprechen eine deutliche Sprache.
Zeitungsberichte über schwerste Unglücksfälle reißen nie ab.
 
Schulschlußfeier 5. Juli 1952:
 
18 Schüler erhielten heuer ihre Entlassungszeugnisse.
Diesen Anlaß nahm die Lehrerschaft zu einer einfachen, aber schönen Feier. Lieder und Gedichte („Wie Kaiser Karl Schulvisitation hielt“, „Hymne der Arbeit“) wurden einwandfrei gut von den Schülern der Oberklasse zum Vortrag gebracht.
Die Knaben erhielten zur Erinnerung Grimmelshausen „Simplizissimus“, die Mädchen Roseggers „Eine Auswahl seiner Geschichten“.
Mit dem Absingen der Bundeshymne nach den Ansprachen des Oberlehrers, des Herrn Pfarrers und des Klassenlehrers schloß diese Feier, die als gelungen bezeichnet werden kann.