Schulchronik 1945/46

Beginn:
Am 10. September begann das neue Schuljahr nach sehr ereignisreichen Wochen. Die Leitung wurde provisorisch Herrn R. Jerabek übertragen. Wegen Lehrermangel muß die dreiklassige Schule aber mit nur 2 Klassen geführt werden. Die ersten Wochen half noch der nach Matzleinsdorf versetzte Oberlehrer K. Kargruber beim Unterricht aus, dann wurde die Volksschullehrerin Frau Rotrude Haberleitner aus Ybbs der Schule zur Dienstleistung zugewiesen.
Zu Schulbeginn ergab sich folgende Schülerzahl:

Schuljahr
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
Summe
Knaben
12
14
6
13
10
2
4
1
62
Mädchen
8
11
11
6
3
3
4
4
50
zusammen
20
25
17
19
13
5
8
5
112
Abteilung
I.
II.
III.
I.
II:
Klassen
I.
II.
Schülerzahl
62
50
Lehrkräfte
Haberleitner
Jerabek


Kriegseinwirkung:
Die Volksschule in Erlauf ist eine von den wenigen im Bezirke, die durch die Kriegseinwirkungen keinen Schaden an Lehrmitteln und Einrichtung erlitten hat.

Versetzung:
Am 15. Oktober wurde Oberlehrer Wilhelm Rehberger aus Neumarkt an der Ybbs mit der provisorischen Leitung der Schule betraut und Herr Robert Jerabek als provisorischer Leiter nach Loosdorf versetzt. Auch die provisorische Lehrerin Frau Erna Rehberger wurde nach Erlauf versetz, doch versieht diese noch bis zur Übersiedlung Dienst an der Volksschule Neumarkt an der Ybbs. Herr Oberlehrer Kargruber kann die Dienstwohnung noch nicht freimachen, weil seine Dienstwohnung in Matzleinsdorf durch Kriegsereignisse unbewohnbar und noch nicht instandgesetzt ist.
Am 29.10.1945 wurde auch Frau Rotrude Haberleitner nach Persenbeug versetzt, sodaß jetzt nur der Leiter als einzige Lehrkraft an der Schule unterrichtet. Noch dazu wohnt dieser in Neumarkt an der Ybbs und legt diesen Weg täglich mit dem Fahrrad zurück. Daß diese Umstände sich ungünstig auf den Unterrichtserfolg auswirken müssen, ist selbstverständlich.

Geistl. Rat Schützner gestorben:
Am 3. November verschied nach längerem Leiden der Pfarrer von Erlauf, Herr Geistlicher Rat Schützner. Schon durch längere Zeit litt er an einem Herzleiden und konnte in den letzten Wochen schon nicht mehr die heilige Messe lesen. 40 Jahre wirkte er hier als Pfarrer, am 21, September wurde noch das Jubiläum gefeiert, und hat sich in dieser Zeit die Zuneigung aller erworben. Das Leichenbegängnis gab ein beredtes Zeugnis von seiner Beliebtheit. Unter großer geistlicher Assistenz und überaus großer Beteiligung der Bevölkerung wurde er zu Grabe getragen. Selbstverständlich war auch die gesamte Schuljugend unter Führung des Lehrkörpers im Leichenzuge. Leichenreden in der Kirche und am offenen Grabe würdigten sein Wirken in der Pfarre. Die Gemeinde widmete ihm ein Ehrengrab.

Wahlen:
Am 25. November 1945 wurden in ganz Österreich wieder die ersten freien Wahlen für den Nationalrat und den Landtag abgehalten. Die ehemaligen Mitglieder und Anwärter der NSDAP waren von der Wahl ausgeschlossen. Da auch noch sehr viele Soldaten nicht heimgekehrt sind, fehlen sehr viele Stimmen, die nach allgemeiner Ansicht zum Großteil der Rechtspartei abgehen. Die Wahl verlief ganz ruhig.
Das Ergebnis ist folgendes:
Österreichische Volkspartei (Ö.V.P.) 260
Sozialistische Partei (S.P.) 188
Kommunistische Partei Österreichs (K.P.Ö.) 40
Diesem Wahlergebnis entsprechend wurde nun auch der Ortsschulrat zusammengesetzt.

Neue Lehrkraft:
Nachdem seit 29.10.1945 nur eine Lehrkraft an dieser Schule beschäftigt war, wurde die Lehrerin Frau Hilde Fellner aus Krummnußbaum an die hiesige Schule versetz; sie trat am 16. Jänner 1946 ihren Dienst an. Auch diese Lehrerin macht jeden Tag den Weg von Krummnußbaum nach Erlauf und zurück, da sie in Krummnußbaum ihre Wohnung und Familie hat.
Am 26. Jänner 1946 wurde die provisorische Lehrerin Fräulein Leopoldine Hofbauer aus Kirnberg an der Mank der hiesigen Schule zugewiesen; sie trat auch am gleichen Tag den Dienst an. Die Schule wird aber trotzdem nur zweiklassig geführt, weil in absehbarer Zeit Frau Fellner andersweitig Verwendung finden wird.

Semesterschluss:
Am 16. Feber wurde das 1. Halbjahr mit der Ausgabe der Schulnachrichten geschlossen. Wegen der verlängerten Weihnachtsferien (Sie dauerten vom 23.12. - 6.1.) entfielen die Semesterferien. Es wurde wieder die fünfstufige Notenskala für die Schulnachrichten eingeführt.

NS-Literatur:
Die NS-Literatur und auch die Kriegsbücher wurden aus der Lehrer- und Schülerbücherei ausgeschieden und nach Melk abgeliefert.

Wetter:
Nachdem schon durch 14 Tage heftige Weststürme wehten, setzte am 15. Feber ein arger Schneefall mit Verwehungen ein. Der Schnee hielt sich wohl nicht lange, aber der Sturm tobte mit unverminderter Heftigkeit noch durch 14 Tage. In Erlauf war kein Schaden zu verzeichnen, aber in Wien stürzten einige Häuser (bombenbeschädigte) ein; auch Todesopfer waren zu beklagen. Seit 100 Jahren soll es der heftigste Sturm gewesen sein.

Arbeitsgemeinschaft:
Außer der üblichen monatlichen LAG in den einzelnen Sprengeln wurde am 21. Feber in Pöchlarn eine gemeinsame Arbeitsgemeinschaft für den ganzen Bezirk abgehalten. Trotz des ausgesprochen schlechten Wetters war der Besuch sehr gut. Dazu kam auch der Vizepräsident des LSR, Herr Dr. Naderer und der Referent für Schulung Herr B.S.Inspektor Zirkler. beide hielten sehr interessante Referate.

Dreiklassig:
Frau Lehrerin Fellner hat sich nach 14tägiger Erkrankung wieder zum Dienst gemeldet; es stehen mithin 3 Lehrkräfte zur Verfügung. Seit 25 Februar wird die Schule in Erlauf wieder dreiklassig geführt. Die Klassen sind wie folgt verteilt: 1. Kl.: Fellner Hilda, 2. Kl.: Hofbauer Poldi, 3. Kl.: Rehberger Wilhelm.

Witterung:
Am 15 Feber setzte arger Schneefall mit Verwehungen ein, der einige Tage anhielt. Am 25. März mußte wegen Holzmangel die Beheizung der Klassenzimmer eingestellt werden, obwohl in den Klassenzimmer (besonders in den zwei nordseitig gelegenen) sehr niedere Temperaturen festgestellt wurden.

Befreiungsfeier:
Über Weisung der Roten Armee wurde die Befreiung Österreichs am 13.4. festlich begangen. In den einzelnen Klassen wurde der Tag in Ansprachen gewürdigt. Im übrigen war der Tag schulfrei.

Neue Lehrkraft:
Am 2. Mai trat die provisorische Lehrerin Frl. Reitzl Maria hier ihren Dienst an und übernahm die 1. Klasse. Sie kam aus Oberwölbling, St. Pölten (Z. II-438 vom 27.4.1946).
Frau Fellner Hilda wurde wieder nach Krummnußbaum rückversetzt.

Schulschluß:
Am 28. Juni wurde das Schuljahr mit einem Gottesdienst, dem alle Schulkinder beiwohnten, geschlossen. Nachher fand die Zeugnisverteilung statt.