Pfarrchronik 1952 - 1953

In den Jahren 1952u. 1953 wurde eine gründliche innere u. äußere Restaurierung der Kirche durchgeführt.
Zum Anlaß nahm der Seelsorger den Umstand, daß es seit der Erbauung der Kirche mit Turm in der jetzigen Form 100 Jahre im Jahr 1953 sind, die Kirche also das 100jährige Bestandsjubiläum feiert, und daß zu dieser Feier eine Restaurierung duchgeführt werden müsse. Die Notwendigkeit der Restaurierung begründete der Seelsorger mit erheblichen Mängeln u. Schäden an der Kirche. Der Verputz vom Turm war herabgefallen. Stellenweise war an den Mauern der Kirche der Verputz durch Witterungseinfluß abgefallen, also die Kirchenmauer nackt. Als Folge von öfterem Überfärbeln traten an verschiedenen Stellen verschiedene Farben hervor. Im Inneren der Kirche mußten die elektr. Leitungen unter Putz gelegt, die Beleuchtung neu geordnet u. die düstere, dunkelgrüne, schon verwaschene Bemalung erneuert werden .Viele Aufgaben u. Schwierigkeiten.

Vidi 12.VI. 1956   R.Hirsch Dec.

Ein wichtiges Ereignis im Jahr 1952 am 25. IV. d. J. war die Durchfahrt der Pummerin nach Wien. Die neugegoßene Pummerin ist ein Geschenk des Landes Oberösterreich an die Stephanskirche. Der erste Guß in der Glockengießerei  St. Florian mißlang, aber dafür gelang der 2. Guß. Die Glocke ist 20.130 kg schwer. Die 1. Pummerin wog 16.200 kg, sie war 1711 von Johann Achammer aus erbeuteten türkischen Kanonen gegossen worden und erklang zum erstenmal bei der Krönung Kaiser Karls VI. Sie stürzte 1945 beim Brande des Stephanturme herab und zersprang in Trümmer. Die neue Pummerin wurde auf einem Tieflader nach Linz gebracht und am 27. April mit demselben Fahrzeug auf der Reichsstraße nach Wien gebracht. In jeder Pfarre wurde eine kurze Feier veranstaltet nach einer einheitlichen Ordnung. Die Glocke wurde von hohen kirchlichen Würdenträgern – Prälat Jakob Fried von Wien, Präl. Dr. Stephan Matzinger von St. Pölten – und weltlichen Würdenträgern – Landeshauptmann Mossböck – begleitet. Auch Msgre. Dr. Josef Weichselbaum hatte sich mit einer Abordnung von Maria Taferl u. einem Bilde zur Begrüßung hier eingefunden. Feuerwehren bis aus Steinakirchen und kath. Jugend u. viel Volk aus der ganzen Umgebung. Mehrere Priester, Dech. Peter Haunstein von Krummnussbaum, sowie Pfarrer Miksch u. Benefiziat Stierschneider von Gresten. Kinder sagten ein Gedicht auf, es begrüßte die Glocke der Ortsseelsorger u. Msgre. Weichselbaum, dann sang der Kirchenchor. 

Im Jahre 1952 begann die Kirchenrestaurierung damit, daß der Ortsseelsorger am 5. I. d.J. bei einer Sitzung des Gemeindeausschusses die Erbauung der Kirche schilderte u. die Notstände, die behoben werden müssen. Der Herr Bürgermeister Oekon. Rat Franz Simoner dankte für die Ausführungen, versprach die Mithilfe der Gemeinde und es wurde die Gründung eines Kirchenrestaurierungskomitees beschlossen. Die erste Sitzung des Komitees fand im März statt. Hiebei wurde der Seelsorger ersucht einen Aufruf zu verfassen, der den Leuten in die Hand gegeben werden kann. Dies tat dieser und Ernestine Daurer, die Tochter eines sozialistischen Gemeinderates vervielfältigte ihn mit einem der Kirche. Es wurde eine Sammlung für die Kirche in Erlauf und der ganzen Umgebung beschlossen. Diese Sammlung bereitete der Seelsorger vor, indem er eine Predigt über die Geschichte der Kirche hielt und die Notwendigkeit der Restaurierung der Kirche schilderte. Die Sammlung wurde in den Monaten Mai u. Juni 1952 durchgeführt und ergab den Betrag von 22.815.- S. Der Plan war nun die Kirche von außen und innen färbeln, bzw. ausmalen. Zur stilgerechten Durchführung wendete sich der Seelsorger um Beratung an den Kunstrat der Diözese H.H. Prälaten Dr. Karl Frank. Inzwischen betrachtete der Seelsorger einmal das Turmdach u. Kreuz bestehend aus rot gestrichenem Eisenblech und er dachte sich, daß auch dieses hergestellt werden müsse, denn es gebe kein schönes Bild, die Kirche zu restaurieren und das Turmdach in Unordnung zu lassen. H.H. Prälat Frank mit dem H. Baudirektor der Diözese Ing. Adolf Neumann. Doch gingen diese nicht darauf ein die Kirche einfach neu zu färbeln von außen, sondern verlangten Erneuerung des Verputzes u. Anwurf im Strichverfahren nach Art der Domkirche in St. Pölten. Für diese Arbeit erstellte H. Stadtbaumeister Ing. Friedr. Aichberger einen Voranschlag von 34.357,50 S, also bedeutend mehr als Geld vorhanden war. In betreff des Turmdaches riet H.H. Prälat einen Spengler zu Rate zu ziehen. Für die Innenausmalung schlug er den Malermeister Kernstock von Marbach a/d. Donau vor. Doch meldete sich beim Ortsseelsorger auch der Malermeister Johann Scheiblauermit einem Offert in der Höhe von 6750,- S, pro m² S 7,50. Kernstock erstellte ein Offert von 6000.- S. Der Seelsorger ließ das Turmdach vom Spenglermeister Franz Andritz zu Pöchlarn  untersuchen. Dieser konstatierte, daß die Blechbedachung so schlecht sei, daß keine Restaurierung, sondern nur eine Neubedachung in Frage komme. Deshalb wurden Offerte auf eine Kupferbedachung von mehreren Spenglermeistern in der Umgebung verlangt. 

Wohl ist eine Kupferblechbedachung bedeutend teurer als eine Eisenblechbedachung, aber sie wurde auf Rat des H.H. Generalvikars Präl. M. Distelberger, der auf die Vorzüge hinwies u. gute Ratschläge gab, in Betracht genommen.
Wegen der bedeutend höheren Kosten der in Aussicht genommenen Außenrestaurierung wurde in einem außerordentlichen Haushaltsplan mit der Bitte um Zuschuß an die DFK herangetreten. Diese aber verwies auf das nächste Jahr; um aber die bisher gesammelten Gelder zu verwenden, wurde eine Sitzung des Kirchenrestaurierungskomitees für den 11.VII. 1952 einberufen um über die Vergebung der Turmbedachung u. der Innenmalerei Beschluß zu fassen. Betreffs der Innenmalerei war zwischen Kernstock u. Scheiblauer zu wählen. Das Komitee entschied sich für Scheiblauer. 

Betreffs der Bedachung waren folgende Offerte eingelaufen : Andritz, Pöchlarn, auf ca. 40.000.- S, Koder von Melk, pro m² 355.- S bei Kupfer, das niedrigste Offert erstellte die Firma Franz Weber von Wels, die gerade den Turm in Reinsberg bei Gresten mit Kupfer deckte u. von H. Baudirektor Neumann in St. Pölten empfohlen wurde. Diese Firma arbeitet ohne Gerüst, macht alle Spengler u. Zimmermannsarbeiten und der Voranschlag lautete auf 9.020.- S. Ihr wurde die Arbeit übergeben. Es waren zeitweise 2, zeitweise 3 Turmspengler hier. Quartier u. Kost hatten sie im Gasthaus Maria Teufl, hiefür mußte der Bauherr aufkommen, auch beanspruchten sie Jause vormittags u. nachmittags u. Trunk. Die Bevölkerung hatte hiefür Verständnis und spendete Most u. auch Lebensmittel.

Vidi 23.V. 1957   R.Hirsch Dec.