Pfarrchronik 1951

Im Jahre 1951 fand in der Zeit vom 11. bis 16. II. , erste Fastenwoche, die Missionserneuerung statt. Hiezu kamen die Redemptoristenpatres Johann Nöst (?) und Adolf Schlatter von Eggenburg. Der Erfolg war wieder gut, doch nicht so durchgreifend wie im Jahre 1950. Beichten wurden 793 gezählt und hl. Kommunionen über 1500. 

Da Bundespräsident Dr. Karl Renner im Jahre 1950 am 31. Dezember gestorben war, fand im Jahre 1951 die Wahl eines neuen Bundespräsidenten statt. Die ÖVP hatte für dieses Amt den Landeshauptmann von OÖ. Dr. Heinrich Gleißner aufgestellt, die SPÖ den Bürgermeister von Wien, Gen. a. D. Dr. h.c. Körner, Kandidat der Kom. war Fiala, des V.d.U.: Breitner. 

Die erste Wahl fand am 6. Mai 1951 statt und hatte in Erlauf folgendes Ergebnis : Wahlberechtigte 601, abgegebene Stimmen 592, ungiltig 10, giltig 582. Es erhielten : Dr. Gleißner 288, Dr. Körner 217,  Fiala 58, Breitner 19 Stimmen. 

Da diese Wahl keine Entscheidung brachte, kam es zur Stichwahl zwischen Körner u. Gleißner am 27. Mai 1951. Ergebnis in Erlauf : Abgegebene Stimmen:  604, Wahlkarten 43. Dr. Gleißner erhielt 277, Dr. Körner 320 Stimmen. Da er auch im ganzen Staate mehr Stimmen erhielt, ging er aus der Wahl als Bundespräsident hervor. Zu bemerken wäre noch, dass Dr. Renner nicht christlich begraben wurde.

Vidi 25. V. 1955  R.Hirsch Dec.

Am  31.XII. 1948 war die Funktionsperiode des Kirchenrates abgelaufen u. es musste ein neuer K8irchenrat eingesetzt werden. ZU den schon gewesenen Kirchenräten, die neu bestätigt wurden, wurden zwei weitere Herren aus dem Arbeiterstande hiezu vorgeschlagen u. ernannt : Peter Pfaffeneder aus Erlauf N° 67, arbeitet in der Hitiag Fabrik in der Neuda u. ist Kapellmeister der hiesigen Musikkapelle u. Mitwirkender beim Kirchenchor. Dann Max Katzele aus Erlauf N° 35, er ist Bundesbahner. Die Neukonstituierung u. Überreichung der Ernennungsurkunden fand am 6.II. 1949 statt, wobei die Zuschrift des hochwd. Bisch. Ordinariats vom 4. I. 1948, Zl. 6992/48 verlesen wurde. Die Funktionen blieben die gleichen. 

Im Jahre 1949 wurden im Presbyterium 3 Scheinwerfer angebracht, um den Hochaltar zu bestrahlen. Sie wurden zur Christmette 1949 zum ersten Mal aufgedreht. Der Altar war taghell beleuchtet u. die Bevölkerung aufs höchste überrascht, was auch berechtigt war. Manche meinten, daß ein Auto von draußen hereinleuchte. Errichtet wurden die Scheinwerfer von H. Leopold Korner, Maschinist in der Molkerei, Sohn des früheren Mesners Alois Korner. 

Die im Jahr 1947 erneuerten Fensterflügel wurden im Sommer 1949 vom Malermeister Franz Sommer aus Ybbs a/d Donau um den Preis von 1055.- S, 50g gestrichen, nachdem sie schon vorher vom Malermeister Kasperak aus Brunn bei Pöchlarn grundiert worden waren. 

Im Jahr 1951 wurde das Kirchendach vom Dachdeckermeister Franz Drascher in Wieselburg restauriert um den Betrag von 5916,10 S. Diese Restaurierung hatte eine längere Vorgeschichte. Der K.R. Franz Schildberger, der von Beruf Zementwarenerzeuger u. ein ehrlicher, christlicher u. opferwilliger Mann ist, wollte mit eigens zu diesem Zweck von ihm erzeugten vorzüglichen Zementziegel das ganze Dach auf der Bahnhofseite decken zu billigen Preisen, mit den übrigen Biberschwanzziegel wäre die Straßenseite des Daches erneuert worden. Doch das Denkmalamt in Wien u. der Kunstrat in St. Pölten ( Präl. Dr. Karl Frank ) ließen die Verwendung von Zementziegel nicht zu. Die gehören auf eine Scheune nicht auf eine Kirche, die ihrer Bedeutung entsprechend würdig nur mit Lehmziegel gedeckt werden darf, außerdem wurde verlangt, daß für die Arbeit H. Fr. Drascher von Wieselburg herangezogen werde. H. Schildberger war über die Ablehnung seines gutgemeinten Antrages schwer beleidigt, noch dazu, da das Presbyterium der Kirche zur Zeit des 1. Weltkrieges mit seinen Ziegeln gedeckt wurde, es geschah ohne Anfrage beim Ordinariat in St. Pölten. Ebenso hatte der Pfarrer von St. Georgen i.d. Reith seine Kirche in der letzten Zeit mit Schildbergers Ziegeln gedeckt u. so konnte es H. Schildberger nicht begreifen, daß es diesmal hier nicht gehen sollte. Der Ortsseelsorger suchte durch Eingaben u. Erklärungen zu vermitteln, aber obere Behörden geben ja nie nach, es muß nach ihrem Willen gehen. Es gibt heute keine Diktatoren !!! der Ortsseelsorger wollte nicht gegen das ausdrückliche Verbot von St. Pölten handeln, so wurde die Arbeit H. Drascher übergeben. Es kamen 1500 neue Ziegel auf das Dach als Ersatz für schadhafte. Das Dach soll nach Aussage H. Drascher für10 Jahre keine Reparatur brauchen. 

 

Im Jahre 1951 erhielt die Feuerwehr Erlauf von der hiesigen Molkerei eine Alarmsirene. Diese wollte die Feuerwehr auf dem Kirchturm aufmontieren. Der Ortsseelsorger machte deshalb eine Eingabe ans Ordinariat, das das Ansuchen abschlug, woraufhin der Seelsorger die Montierung verweigerte. Herren von der Feuerwehr unternahmen Schritte bei verschiedenen Behörden u. erklärten schließlich, daß das Ordinariat nicht dagegen sei, sondern das sei nur Angehen des Ortsseelsorgers. Diesen Standpunkt vertrat auch H. Bürgermeister u. Mitglied des Diözesankirchenrates Ökon. Rat Franz Simoner. Daraufhin gab der Seelsorger seinen aktiven Widerstand auf u. verhielt sich passiv. So kam die Sirene doch auf den Turm. 

Bis zum 11. VII. 1951 wurde hier die K.B. vom Kirchenrat, also eigentlich vom Ortspfarrer eingehoben. Der Chronist hat sie zuerst im Jahre 1947 eingehoben u. durch Einhaltung der Vorschriften, bzw. Durchführung derselben eine Mehreinnahme von 100% gegen die früheren Jahre erzielt. Dann sind die Einnahmen durch Hebung des Hebesatzes immer mehr gestiegen u. erreichten im Jahre 1950 die Höhe von 10.513,30 S, Kopfquote 14,48 S, Pflichtigensatz 42,84 % . Schon hatte man angefangen Beamte mit der Einhebung der K.B. zu betrauen und vom 11. VII. 1951 wurde durch die Übergabe u. Protokoll, wozu der Ortsseelsorger nach Petzenkirchen gerufen wurde, die Einhebung der Kirchenbeiträge an den Beamten der Kirchenbeitragsstelle Wieselburg, Herrn Rupert Resch, übergeben. Diese Art der Einhebung wurde in der ganzen Diözese eingeführt u. so eine schwere Last von den Schultern der Seelsorger genommen. Zu bemerken ist noch, daß die Seelsorger die Arbeit ohne geringste Entschädigung leisten mußten. Die Beamten aber müßen entsprechend bezahlt werden, auch ist ihnen für ihre Arbeit die Pfarrkanzlei oder ein geeigneter Raum zur Verfügung zu stellen. Auch werden sie von den Pfarrherren mit Mittagessen oder Jause verköstigt. 

 

Am 19. VIII. 1951 feierte das Ehepaar Vinzenz und Maria Schuster, geb. Kolar’, das Jubiläum der goldenen Hochzeit. Der Jahrestag wäre der 18. XI. gewesen, aber der Jahreszeit wegen wurde die Feier vorverlegt. Beide sind gläubige Katholiken, die ihre religiösen Pflichten erfüllen. Vinzenz Schuster ist langjähriges Mitglied der Feuerwehr u. auch als sozialistischer Mandatar langjähriges Mitglied des Gemeinderates, so erhielt das Fest einen größeren Rahmen. Die weltliche Feier war im Gasthaus Maria Teufl N° 7. 

 

Am 16. IX. 1951 hielten Leopold u. Anna Knittel, geb. Hierweg, er 1866, sie 1869geboren das Jubiläum der diamantenen Hochzeit. Der Jahrestag wäre der 19. X. gewesen, an diesem Tage waren sie im Jahre 1891 in Erlauf getraut worden. Zur Finanzierung der Feier trug vorzüglich H. Anton Hochenauer aus Harlanden N° 1 bei, in dessen der Jubilar bis in die letzten Jahre aushelfend gearbeitet hatte. Die Haustochter Adele Hochenauer sagte in der Kirche ein Gedicht auf. Die weltliche Feier war im Gasthause Schauer. Einige Wochen später wurden die Jubilare auf der Gemeindestube im Auftrage der Landesregierung gefeiert. Die Ehrung überbrachte H. Landtagsabge. Franz Stangler, ein Ortskind.

 

Am Abend des 8. Juni 1951 stürzte ein großer Teil des Zementanwurfes vom Turm unter großem Gepolter herab u. blieb in großen Trümmern vor dem Kirchenhaupteingang liegen. Es war ca. um 10 h  abends, die Lehrerin Elfriede Haas, die in der Schule ein Zimmer im 1. Stock bewohnte, hatte das Getöse gehört u. gemeint es seien Autos zusammengestoßen. Der Seelsorger sah am Morgen des 8. Juni die Stücke u. wunderte sich zuerst woher sie seien, bis ihm die Sache klar wurde. Wären Leute dort zur Zeit des Absturzes gewesen hätte es das größte Unglück geben können. Nach der hl. Messe ging der Seelsorger mit dem H.K.R. Karl Gutlederer auf den Schulboden um von dort die Schadensstelle zu besichten. Mit dem langen Bambusbesen mußte er noch viele lockere Stücke herunterschlagen zur Verhütung von Unglücken.