Pfarrchronik 1948

Im Jahre 1948 wurde die Orgel gründlich repariert. Die Reparatur wurde über oftmaliges Drängen des Organ. Dir. Stangler durchgeführt durch den Orgelbauer Gregor Hradetzky sen. Aus Krems, der auch Olympiasieger war bei der Olympiade in Berlin. Er erschien am Montag, den 16. II. 1948 um seine Arbeit in Angriff zu nehmen u. arbeitete jeden Tag bis Freitag. Die erste Aufgabe war für den Seelsorger Kosthäuser für den Orgelbauer zu suchen. Hiezu übernahmen ihn Polensky, Haiden, Maureder u. andere, Nachtquartier, Frühstück und gelegentlich Abendessen erhielt er im Pfarrhause. Da unter den Zahlungsbedingungen
ausbedungen war, dass ein Teil des Betrages in Lebensmittel abgestattet werden sollte, wurde eine Sammlung in Erlauf und Umgebung veranstaltet. Hiezu schrieb der Seelsorger einen Aufruf in mehreren Exemplaren mit seiner u. Herrn Direktor Stanglers Unterschrift.( siehe unten stehende Fassung ) 

Gott zum Gruße !

Euer Wohlgeboren !
       Die Hiesige Kirchenorgel war schon so reparaturbedürftig, daß sie gänzlich zu versagen
    drohte. Jetzt wird die Reparatur von dem bewährten Orgelbauer und berühmten
    Olympiasieger Radetzky aus Krems durchgeführt. Die Kosten sind nicht gering und sollen
     zum Teil in Lebensmittel geleistet werden. Schweren Herzens treten wir an Sie mit der
     höflichen Bitte um eine solche Spende heran. Wir wissen, daß Sie von allen Seiten um
    Wohltaten angegangen werden, aber da es sich um ein so notwendiges Werk zur Ehre
     Gottes handelt, glauben wir, daß Ihr edles Herz nicht nein sagen wird.
Mit einem herzlichen Vergelts Gott
ergebenst 

            Franz Merth, Dechant                                                      Ed. Stangler
               u. Pfarrverweser 

 

Die Sammlung führte in opferwilliger Weise Frl. Marie Meyer u. ihre Schwester Amalie aus Erlauf No. 58 u. Franz Leputsch, Erlauf No. 29 durch. Der Erfolg war 200 Eier, 6 kg Fett,
17 kg Mehl und einige Stücke Geselchtes. Auf diese Weise wurden 772,76 S aufgebracht, so daß aus der Kirchenkassa nur 516,- S daraufgezahlt werden mußten. Der außerordentliche Haushaltsplan für diese Auslage wurde von der D.F.K. in St. Pölten am 9. IV. 1948 unter
 Zl. 2911 genehmigt. 

In der Zeit vom 27. VI. bis einschließlich11. VII., also 3 Sonntage v. dem Feste Petrus u. Paulus, vertrat der Chronist den Expositus zu Krummnussbaum auf dessen und des hochwürd. bisch. Ordinariates Wunsch. Die Expositur wurde mit 1.1. 1948  neu errichtet und als Expositus der bisherrge Messeleser in Krummnussbaum Pater Haunstein ernannt. Dieser ist Priester der Diözese Brünn, war Pfarrer in Sitzgras und wurde 1939 zum Dechant des neuerrichteten Dekanates Zlabings ernannt. Am 21.VII.1939 wurde er aber von der Gestapo verschleppt und kehrte erst im April 1945 in seine Pfarre zurück, nachdem er fast 6 Jahre in Gefangenschaft, größtenteils in Dachau zugebracht hatte. Doch 1946 mußte er wieder seine Heimat verlassen als Deutscher und kam als Messeleser nach Krummnussbaum. Ee musste sich einer Kropfoperation unterziehen, deshalb vertrat ihn der Chronist in der Weise, daß  hier nur eine hl. Messe war u. er den 2. Gottesdienst um 10h in Krummnussbaum  hielt. Dasselbe geschah auch im August an 3 Sonntagen, vom 8. – 22.VII., als der hochw. H. Expositus zur Erholung bei den Schwestern in Hernstetten weilte.

Am 16.I.1948 feil ein Schüler der hiesigen Volksschule einem Autounfall zum Opfer. Es war Anton Vogt aus Wocking, 3. Schuljahr. Die Klasse wurde nachmittags aus der Sxhule entlassen und A. Vogt ging mit 2 Kameraden, einer hinter dem andern an der richtigen Straßenseite über die Mühlbachbrücke auf der Reichsstraße. Da kam ein amerikanischer Heereslastkraftwagen daher, weil da eine Biegung ist ,bremste der Fahrer, der Wagen kam ins Schleudern und drückte den mittleren der Knaben, Anton Vogt, an das Brückengelände, so daß er sofort tot war. Sein Vater war in Arbeit in Neuda u. hörte, daß ein Knabe überfahren worden sei, doch erst zu hause erfuhr er, daß es sein Knabe gewesen ist. Begraben wurde der Verunglückte in Petzenkirchen vom Chronisten als seinem Katecheten am 19.I., während H. H. Pf. Dr. Panholzer das Requiem hielt.

Im Mitteilungsblatt Nr. 4 vom 23.XI. 1948 der DFK wurden Vorschläge neuer K.R. verlangt, da die Funktionsdauer der bisherigen mit 31.XII.1948 abläuft. Es wurden die alten K.R. wieder vorgeschlagen, da aber die Arbeiterschaft bisher im K.R. nicht vertreten war, sich deshalb kritische Stimmen bemerkbar machten u. dieser Umstand sich schlecht auswirkte, schlug der Chronist 2 Männer aus dem Arbeiterstande zuträglich vor u. zw. Herrn Peter Pfaffeneder, Musiker u. Kapellmeister, der als solcher am Kirchenchor mitwirkt und schon viel Gutes geleistet hat, weiters Herrn Max Katzele, Bundesbahner u. langjähriger Ministrant, der sich für alle Belange der Kirche sehr interessiert. Diese Vorschläge wurden durch eine Zuschrift der D.F.K. vom 1.I.1949, Zl. 6992/48 für 6 Jahre genehmigt. 

Vidi 15.5.50. Ig. Moder 

 

H. Provisor Warchol war nach Heiligeneich als Kaplan versetzt worden, dort besuchte ihn öfter H. Franz Polensky. Bei einem solchen Besuch erfuhr er, dass eine Glocke zu verkaufeb sei, weil ein neues Geläute angeschafft würde, daraufhin verhandelte der Chronist mit dem dortigen H.H. Pfarrer, Rat Franz Grießler, und der Kauf um 4000,- S kam zustande.
Da dort auch viel Kupfer zu haben war, vermittelte H. Warchol den Kauf von 500 kg Kupfer u. brachte Glocke u. Kupfer nach Erlauf. Bezahlt wurde beides von der Gemeinde, da hier ein Glockenfond im Betrag von 9000.- S vorhanden war.

Am Pfingstsonntag, dem16.V.1948 um 2 Uhr nachm. Wurde in einer schlichten Fier bei der der Seelsorger über die Bedeutung der Glocken eine Predigt hielt, die Glocken aufgezogen u. zum ersten Mal geläutet für die Gefallenen. Zur Feier hatte sich die Gemeindevertretung, der Kirchenchor, Musik u. viel Volk eingefunden. Der Kirchenchor verschönte die Feier durch den Vortrag passender Chöre. Der Seelsorger regte eine Sammlung für die weiteren noch anzuschaffenden Glocken an, diese wurde durch die Herren K.R. durchgeführt und ergab den schönen Betrag von 1435.- S.

Vidi 17.4.51. Ig. Moder