1952/1953:
Gründliche Innen- und Außenrenovierungen der Kirche , Turmdach vollkommen erneuert, statt Blech Kupferhaut, 0,5 mm stark, Preis 9.936,48 S, aufgelegt.
17. August 1952 Turmkreuzsetzung und Weihe durch General-Vikar, Prälat Michael Distelberger aus St.Pölten unter größerer geistlicher Assistenz.
Die Renovierungsarbeiten wurden im Sommer 1953 beendet. Nun rüstete die Gemeinde Erlauf für die Hundertjahrfeier des Ausbaues in der heutigen Form im Jahre 1853 und verband diese Feier mit der Weihe eines 6 Meter hohen Christophorusbildes an der Südseite der Kirche. Dieses Bild, ausgeführt im Sgraffito-Mörtelschnitt, wurde vom akademischen Bildhauer, Professor Sepp Mayrhuber aus Golling-Wien, künstlerisch gestaltet. Die Kosten hiefür (zirka 20.000 S) wurden vom Christophorus-Komitee, bzw. von den Kraftfahrern der Gemeinde Erlauf und Umgebung aufgebracht. Mit der Weihe dieses Bildes wurde auch eine große aufgezogene Kraftfahrzeugweihe verbunden. Über dieses Geschehen lasse ich einen von mir am 17.9.1953 verfaßten Pressebericht folgen, der in mehreren Blättern erschienen ist und im allgemeinen also lautet:
"Rückblick auf ein großes Fest:
Nun ist ein großes Fest vorüber, das wir wiederholt und ausführlich angekündigt hatten. In der Zeit vom 11. bis 13. September 1953 konnten wir bei leidlich günstigem, wohl sonnigen, aber sehr kühlem, windigem Wetter das Erbauungs- (besser Ausbauungs-) Jubiläum unserer Pfarrkirche, verbunden mit der Weihe eines wuchtigen Christophorusbildes an der Außenseite der Kirche und einer Kraftfahrzeugweihe größeren Ausmaßes feiern. Daß diese Weihe durch Se. Gnaden, Bischof-Koadjutor DDR. Franz König der Diözese Stpölten persönlich vorgenommen wurden, gab unserem Feste eine besondere Note, über dessen Verlauf folgendes zu berichten ist:
Während schon am 11. des M. die kirchlichen Vorfeiern damit begannen, daß der aus Wien herbeigerufene Missionär, Hwd. Rektor P. Wilhelm Schindler,außer Gottesdiensten wiederholt die Kanzel bestiegen und eindrucksvolle Predigten zum Festanlaß gehalten hatte, wurde die eigentliche Hauptfeier am 12. d. M. abends mit einem für Erlauf gewaltigen Lichterumzug, an dem etwa 1.000 Personen teilgenommen hatten, eingeleitet. Unser Ort war dank der begeisterten Mitarbeit aller Bewohner zu wahrhaftem Festesglanze aufgeputzt worden. Nicht nur alle Häuser waren beflaggt, sondern auch die Festplätze trugen reichen Flaggenschmuck in den Bundes-, Landes- und kirchlichen Farben, alle Fenster waren girlandengeschmückt und mit brennenden Kerzen beleuchtet. Wer diese Schönheit miterleben durfte, wird sie in seinem Leben nicht vergessen. Im Festzuge war auch das Allerheiligste (Sanctissimum) unter dem Baldachin, begleitet,von fünf geistlichen Herren, mitgetragen worden, während Kirchenchor und Musikkapelle geistliche Lieder sang und spielte. Das Kircheninnere aber erstrahlte in einer Schönheit, wie es vorher niemals möglich ward. Aber auch das Bildnis des Schutzpatrones der Kraftfahrer, St. Christophorus, lag im Scheinwerferkegel einer 1.OOO-Watt-Lampe, die ebenfalls zur Beflutung des Sgraffitos angeschafft worden war.
Der Hauptfesttag. Sonntag, der 13. September 1953, begann um 6 Uhr mit dem Werkruf (Tagrevaille), den die Kapelle Peter Pfaffeneder aus Erlauf mit dem Spielen von flotten Märschen in allen Straßen durchführte. In der Kirche waren schon einige hl. Messen gelesen worden und um 8.30 Uhr begann das Hochamt, welches nach einer
schönen, geistvollen Predigt von Sr. Gnaden, dem hochwürdigen Prälat Dr. Karl Borr. Frank unter geistlicher Assistenz von Hwd. P.W. Schindler und Hwd. Professor Johann Mahr aus. Freundorf bei Tulln zelebriert wurde. Hiebei brachte der verstärkte Kirchenchor unter der künstlerischen Leitung des Regenschori, Schuldirektor
i.R. Eduard Stangler, die "Missa Decima" von Anton Faist, Opus 52, das Offertorium "Ave Maria" von Johann B. Tresch und das "Tantum ergo in D" von J. Heidegger, Musik und Chor in vollendeter Klang fülle, zum Vortrag.
Von 10 bis 11 Uhr bestritt die genannte Kapelle P. Pfaffeneder auf dem Kirchenplatz ein von vielen begeisterten Zuhörern lebhaft ak-klamiertes Platzkonzert.
Ab 13 Uhr aber versammelte sich die Bevölkerung im Orte zum Empfang des hochwürdigsten Herrn Bischof-Kradjutors DDR. Franz König, der um 14 Uhr pünktlich eintraf. Er wurde am Ostende des Ortes durch die Bürgermeister und einigen Herren in Kraftwagen eingeholt und unter vollen Glockentönen in die Ortsmitte geleitet. Hier warteten bereits die hohe Geistlichkeit (Prälat Dr. Karl Frank, Rektor P.W. Schindler, Prof. J. Mahr, Kaplan E. Warchol, Dechant P. Haunsteln, Stadtpfarr-Provisor Dr. K. Pfaffenbichler und Ortspfarrer, Dechant F. Merth,) - die ihrem Oberhirten den offiziellen Emp-fang bereiteten. Nun setzte sich der Zug, voran der Kreuzträger, die Schuljugend unter Führung von Oberlehrer K. Kargruber und seinen Lehrkräften, die freiwillige Feuerwehr unter Führung ihres Ortskommandanten, H. Maßner, der Kirchenchor, die Geistlichkeit, dahinter die Vertreter der Behörden, Ämter und verschiedene Komi-tee's in Richtung Kirche in Bewegung. Die Musik intonierte die Papsthymne. Am Festplatz hatten sich auch unter anderen folgende Festgäste eingefunden:
Herr Bezirkshauptmann von Melk, Oberlandesregierungsrat Dr. Franz Schmidt mit Gemahlin, sowie Landtagsabgeordneter, Ökonomierat Franz Müllner aus Kilb. L.Abg. Franz Stangler war als Erlaufer schon am Vortag eingetroffen.
Vor der Kirche bei der Bühne folgte nun: Begrüßungsgedicht der Schulkinder an Se. Exzellenz, Bischof-Koadjutor DDR. König, verfaßt von Dechant Franz Merth, Begrüßungsansprache des Ortsseelsorgers; der Kirchenchor sang "Schäfers Sonntagslied" (Das ist der Tag des Herrn,...) von L. Uhland und K. Kreutzer, worauf Bürgermeister, Ök. Rat Simoner die Festgemeinde begrüßte. Hierauf hielt L.Abg. Stangler die Festrede mit Angaben über die geschicht-liche Entwicklung des Ortes Erlauf. Nun hielt Exzellenz DDR. König eine kurze Ansprache, worauf er unter Assistenz die feierliche Weihe des Christophorusbildes vornahm. Nach dieser sang der Kirchen chor das Lied "Die Ehre Gottes aus der Natur" (Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre ...; von Fr. Gellect - L. v. Beethoven. Hierauf folgte der "Spruch an St. Christophorus" von A. Sinn (dem Verfasser dieser Zeilen), vorgetragen von Friedrich Jaksch, stud. gym. aus Linz. - Diesem folgte ein von Al. Schauer aus Wien verfaßtes Mundartgedicht über das Christophorusbild, sehr gut und schneidig vorgetragen von der zwölfjährigen Hauptschülerin Giesl Daurer aus Erlauf 114.
Nun begab sich die ganze Festgemeinde unter Glockengeläute und Musikklängen zum nahen Aufstellungsplatz der Kraftfahrzeuge. Dort sprachen von der Festbühne für die Kraftfahrer Molkerei-Direktor, Dipl. Ing. Ernst Rüpschl, an die Kraftfahrer L.Abg. Franz Müllner und an alle Exz. DDR. König. Anschließend nahm der hochwürdigste Herr Bischof-Koadjutor die Einzelweihe der aufgefahren gewesenen Kraftfahrzeuge vor und zwar
63 Motorräder
51 Personenkraftwagen
32 Traktore
10 Lastkraftwagen, zusammen 156 Fahrzeuge.
Hernach bewegte sich die Festgemeinde, - es mochten 1.500 - 2.000 Menschen gewesen sein, - wieder zur Kirche, wo zum Abschluß des Festes der Pontificalsegen mit TE Deum abgehalten wurde. Großer Gott, wir loben Dich..." klang es mächtig auf, ja, ein wirklich großes Fest ist vollbracht. Wir wollen nun wieder in ein neues Jahrhundert der Pfarrkirchengeschichte von Erlauf treten und mit dieser Nachricht auch kommenden Generationen Kunde geben von dieser eindrucksvollen Jahrhundertfeier und dem übrigen Geschehen."